Eine Frau von Format

BR-Klassik verleiht Spielzeit-Frosch 2024/25 für Oper Köln

Operettenpreis für Wiederentdeckung

Die Oper Köln ist am 28. Dezember 2025 in der Sendung Operetten-Boulevard auf BR-KLASSIK mit dem BR-KLASSIK Spielzeit-Frosch 2024/25 ausgezeichnet worden. Die Wiederentdeckung von Michael Krasznay-Krausz´ „Eine Frau von Format“ überzeugte die Jury und setzte sich gegen neun weitere prämierte Produktionen der Spielzeit durch. Die Premiere in Köln war am 11. Mai 2025.

„Wir belohnen mit diesem Operettenpreis auch den Mut, selten gespielte Werke herauszubringen, oder eine neue szenische Lesart zu wagen.“ so Franziska Stürz, Amélie Pauli und Dr. Stefan Frey vom BR-KLASSIK Operetten-Boulevard.

Zeitlos-virtuoses Spiel mit Geschlechterrollen
Beides war in Köln geboten: „Eine Frau von Format“ war 1927 bei der Uraufführung in Berlin ein großer Erfolg mit Fritzi Massary in der Titelrolle der türkischen Botschafterin Dschilly Bey. Doch die jüdische Herkunft des Komponisten Krasznay-Krausz und sein früher Tod im Jahr 1940 ließen das Werk in Vergessenheit geraten. Ein echter Schatz für Regisseur und Operetten-Ausgräber Christian von Götz, der in Köln das feministische Element und das Spiel mit den Geschlechterrollen virtuos in Szene setzt. Die Regie schaffte, eine Verbindung ins Heute herzustellen, indem die Charaktere auch mal aus ihren Rollen schlüpfen und die Operette nicht allzu ernst nehmen dürfen. Das zündet.

Bestechende Besetzung
Annette Dasch brilliert in der Massary-Rolle der Frau von Format. Sie trifft den Chansonton und füllt die Rolle schauspielerisch mit „unbeschreiblich weiblichem“ Leben. Richard Glöckner überzeugt als Adjutant mit wunderbarem ungarischen Operetten-Akzent als idealer Buffotenor, und Wolfgang Stefan Schwaiger glänzt als ungarischer Macho-Botschafter mit überraschend androgyner Note. Klischees werden in dieser Inszenierung bewusst und augenzwinkernd bedient, aber auch gebrochen, und das gesamte Ensemble ist auf der temporeich bespielten Drehbühne in den elegant-aufreizenden Kostümen von Sarah Mittenbühler stets in Bewegung.

Facettenreiche Musik in gelungenem Arrangement
Adam Benzwi serviert die kabaretthaft-leichte Musik in seinem eigenen Arrangement für das Gürzenich-Orchester Köln, das hier als eine Art großes Salonorchester auftritt. Saxophon und Bigband-Passagen liefern großen, unterhaltenden Sound und reißen mit, aber Benzwi brilliert auch einfach am Klavier als piano conductor trotz der akustisch herausfordernden Gegebenheiten der Interims-Spielstätte im Kölner Staatenhaus. Intendant Hein Mulders hat mit einer idealen Mischung aus Ensemblemitgliedern und Gästen und dem Vertrauen in das Konzept von Regisseur Christian von Götz die richtige Entscheidung getroffen:

Gute Kunst trotz schwieriger Umstände

„Es ist eine wahnsinnig große Ehre und auch wichtig für uns als Haus, denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen bereits seit vierzehn Jahren das Kreuz der Interims-Spielstätten. Dieser Preis ist eine wunderbare Motivation, auch unter schwierigen Umständen solche unbekannten Stücke zu machen. Es zeigt, dass man überall gute Kunst machen kann, wenn man kreativ ist. Es ist schön zu sehen, dass die Operette nicht tot ist, und wenn sie gut gemacht ist, verdient sie einen Platz an jedem Opernhaus.“ (Intendant Hein Mulders auf BR-Klassik)